Die Bahn schafft alle(s)
Als erster Eintrag gleich mal ein Raunzen
Ich bin, obwohl in Berlin wohnend, selbst relativ selten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Das Meiste lässt sich halt fußläufig erledigen. Was sich jedoch momentan in Berlin abspielt, ist ein Trauerspiel sondergleichen.
Dass Technik versagen kann, ist normal. Dass das zu Problemen führt, besonders, wenn es um ein so diffiziles System wie den Nahverkehr in einer Millionenstadt geht, liegt in der Natur der Sache. Wenn aber selbst herbeigeführte ökonomische Zwänge dazu führen, dass eben jene Probleme nicht handhabbar sind, ist das eine Schande.
Noch vor wenigen Jahren wurde die Berliner S-Bahn allerorten als vorbildlich gelobt. Sie galt als pünktlich, zuverlässig, sauber, sicher, es gab auf vielen der S-Bahnhöfe Personal, das man als Kunde ansprechen konnte. Der BVG wurde von vielen Seiten angetragen, sich die S-Bahn als Vorbild zu nehmen. Und nun? Das Bild hat sich ins Gegenteil verkehrt.
Ein Problem, das offensichtlich erstmals im Jahre 2003 festgestellt wurde, legt die Stadt lahm.
Wie berichtet, war 2003 bei einer Inspektion ein Riss festgestellt worden.
Quelle: Berliner Zeitung
Hinzu kommen der Unfall vom 1. Mai 2009 im S-Bahnhof Kaulsdorf, der die momentane Situation herbeiführte, sowie ein mittlererweile bei den durch diesen Unfall veranlassten Kontrollen gefundener weiterer Riss.
Nun hat die Berliner S-Bahn GmbH in den letzen Jahren wegrationalisiert, was nur ging. Es wurden Werkstätten geschlossen, etwa ein Viertel der Mitarbeiter entlassen sowie so viele Züge außer Betrieb genommen und verschrottet, dass die Reserve auf 11% des notwendigen Bestands an Fahrzeugen schrumpfte. Offensichtlich wurde frei nach dem Motto "es passiert schon nichts" gehandelt. Das alles, um den Vorgaben der Konzernmutter Deutsche Bahn AG für abzuführende Profite zu genügen. Vorgaben, die dem von der Politik gewünschten Börsengang der DB AG dienen.
Jetzt ist aber doch etwas passiert. Der Unfall in Kaulsdorf löste, durch das Eisenbahnbundesamt (EBA) angeordnete, umfangreiche Kontrollen aus. Die Achsen jedes Zuges müssen einmal wöchentlich einer Sichtkontrolle unterzogen werden. Da verwundert es nicht, dass es im Getriebe knirscht. Dass aber der Notfallfahrplan, der erst vor kurzem vorgestellt wurde, binnen weniger Tage obsolet wurde, wirkt nur noch lächerlich.
Ab kommendem Montag fährt für voraussichtlich mehrere Wochen auf der Stadtbahn zwischen Bahnhof Zoo und Ostbahnhof sowie auf weiteren Streckenabschnitten keine S-Bahn. Ob es zeitlich dabei bleibt, weiß momentan noch niemand. Das gab es in ähnlicher Form nur am beziehungsweise nach dem Ende des zweiten Weltkriegs.
"Rien ne va plus." wie der Croupier zu sagen pflegt. Wenn Mitte August die Leichtathletik WM in Berlin stattfindet und sich bis dahin nichts gebessert haben sollte, dürfte das Chaos perfekt sein.
Mein Dank geht an Politiker und -innen und deren Handlanger bei der DB AG:
Habt''a supa jemacht. Jlückwunsch!
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