Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst
Der Eine oder Andere wird es schon gesehen haben, das Video eines Angriffs auf eine Gruppe von Menschen in Bagdad im Juli 2007. Es wurde via Wikileaks am Ostermontag 2010 veröffentlicht.
Vorsicht: Das Video ist nicht für jedermanns Magen geeignet.
Laut Hubschrauberbesatzung sieht sie eine Gruppe von Menschen, von denen einige bewaffnet zu sein scheinen. Tatsächlich sind es Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters mit Kameras. Ob man das auf dem Originalmaterial über die offensichtliche Entfernung unterscheiden kann, vermag ich nicht zu beurteilen, ich konnte es im Video nicht.
Viel schlimmer als den Angriff an sich empfinde ich die ebenfalls im (Kurz-)Video gezeigten Aussagen von US-Militärs, die der Verharmlosung und Vertuschung dienen. Da werden, auch wenn sich das erst hinterher herausgestellt haben sollte, Zivilisten ermordet. Es wird zudem auf einen Kleinbus geschossen, von dem aus ein Verletzter geborgen werden soll und als sich herausstellt, dass in diesem Fahrzeug Kinder waren – von denen zwei den Angriff überlebten – heißt es lapidar, "selbst schuld, wenn sie die mitbringen". Kein Wort der Entschuldigung, nur Ausflüchte und Vorwürfe. Man mag den kommandierenden Offizieren nicht abnehmen, dass sie eine Ausbildung über die Regeln des Krieges erhalten hätten oder diese anzuwenden wüssten. Vielleicht (oder bestimmt?) sollen sie das ja garnicht. Schließlich ist und bleibt Krieg ein dreckiges Geschäft und wer macht sich schon gern die Hände schmutzig?
Zudem liefert das Video ein Beispiel über die Verrohung von Menschen im Krieg. "Ich glaube, sie sind über einen Körper gefahren. Haha."
F. von Leitner (Fefe) stellt im Zusammenhang zur von der EU geplanten [del]Sperr[/del] [ins]Zensur[/ins]infrastruktur in seinem Blog eine interessante Frage. Was wäre, wenn die Zensurinfrastruktur, die doch nur dem Verbergen von Dokumenten der Kindesmisshandlung dienen soll, bereits eingerichtet wäre? Was wäre, wenn das deutsche Soldaten getan hätten? Würden wir jemals etwas über diese Aktion erfahren, geschweige denn das Video zu Gesicht bekommen?
Holger Köpke macht sich auf Reizzentrum seine Gedanken aus Sicht eines Soldaten. Meiner Meinung nach durchaus lesenswert.
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